Der Mensch läuft aufrecht auf zwei Beinen. Was für uns ganz alltäglich ist, bedarf einer sehr wichtigen Fähigkeit: Das Gleichgewicht zu halten. Das Ohr spielt dabei die Hauptrolle, denn hier ist der Gleichgewichtssinn des Menschen angesiedelt. Die Gleichgewichtsorgane sitzen tief im Innenohr, sie bestehen in beiden Ohren jeweils aus drei Bogengängen und zwei Vorhofsäckchen. Diese winzigen Organe teilen dem Gehirn mit, in welche Richtung sich unser Kopf neigt oder dreht.

Die drei Bogengänge ragen in verschiedene Richtungen und können die Bewegungen des Kopfes somit dreidimensional erfassen. Darüber hinaus befindest sich in den Bogengängen eine Flüssigkeit, die durch Bewegungen in Schwung gebracht wird – ganz ähnlich wie bei einer Wasserwaage. Kleine Sinneshärchen, die sich ebenfalls in den Bogengängen befinden, spüren die Bewegung der Flüssigkeit und geben diese Informationen an das Gehirn weiter.

Solche Sinneshärchen gibt es auch in den Ampullen der Vorhofsäckchen. Sie „melden“ dem Gehirn Bewegungen nach links, rechts, oben und unten. Diese Informationen aus dem Ohr werden durch Informationen der Augen ergänzt, mit den Sensoren aus Muskeln, Sehnen und Gelenken abgeglichen und schließlich im Gehirn verarbeitet. Diese fein abgestimmte Zusammenarbeit ermöglicht uns, dass wir unsere Bewegungen koordinieren können und nicht ins Wanken geraten:
Wir halten das Gleichgewicht.

links: Gleichgewichtsorgan, rechts: Vergleich einer Ampulle im Ruhestand und in Bewegung

Prinzip Wasserwaage

  • In den Bogengängen befindet sich eine Flüssigkeit
  • Wie bei einer Wasserwaage, bewegt sie sich mit, wenn wir den Kopf neigen
  • Kleine Sinneshärchen spören die Bewegung der Flüssigkeit und geben diese
    Informationen an das Gehirn weiter.

Prinzip dreidimensionaler Raum

  • die drei Bogengängen stehen jeweils im 90-Grad-Winkel zueinander
  • durch die Anordung in drei Dimensionen können wir uns zum einen
    in Räumen orientieren und Bewegungen erfassen

Wie entsteht Schwindel?

Was passiert, wenn unser Gleichgewichtssinn gestört wird, merken wir mitunter bei Auto- oder Busfahrten, beim Karussell fahren oder auf Schiffsreisen: Wenn die Gleichgewichtsorgane und die Augen unterschiedliche Eindrücke an das Gehirn senden, wird uns schwindelig.

Grund dafür ist die Trägheit der Flüssigkeit, welche sich in den Bogengängen des Gleichgewichtsorgans befindet. Beim Karussell fahren z.B. dreht man sich im Kreis, wodurch sich die Flüssigkeit in den Bogengängen in Bewegung setzt, was von den Sinneshärchen an das Gehirn übertragen wird. Hält das Karussell an, dreht sich die Flüssigkeit in den Bogengängen aufgrund ihrer Trägheit weiter und sendet diese Informationen natürlich weiterhin ans Gehin. Im Gegensatz dazu sehen und melden unsere Augen bereits den tatsächlichen Stillstand des Körpers.

Beispiel

Sie Lesen während einer Busfahrt.
Die Augen ruhen auf den Zeilen,
für sie herrscht „Stillstand“, während
der Rest des Körpers die Bewegungen
des Fahrzeugs
wahrnehmen.

Die Folge: Uns wird schwindelig.

Tipp: Wer die „Reisekrankheit“
vermeiden will, kann sich eines simplen
Tricks bedienen. Einfach während der
Fahrt nach draußen sehen, so passen
alle Sinneseindrücke wieder zusammen
– der Schwindel lässt nach.

Flüssigkeit der
Bogengänge
in Bewegung